Aktionswoche Geodäsie: Schülerinnen und Schüler entdecken die Welt der Vermessungstechnik
Das Vermessungs- und Flurneuordnungsamt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis hat sich auch in diesem Jahr an der landesweit stattfindenden „Aktionswoche Geodäsie“ beteiligt. Bei Kartenlesekursen in der Kopernikus-Realschule Bad Mergentheim und im Schulzentrum am Wört in Tauberbischofsheim wurden Grundlagen der Navigation vermittelt. Mit Schülerinnen und Schülern der Pater-Alois-Grimm-Schule (PAGS) Külsheim wurden Höhenbestimmungen am Aussichtsturm in Uissigheim vorgenommen. Am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Tauberbischofsheim ermittelten die Schülerinnen und Schüler auf dem Sportgelände Flächengrößen.
Unter Anleitung von Kreisvermessungsamtsinspektor Rainer Schiefermeyer lernten die Schülerinnen und Schüler aus den fünften Klassen im Kartenlesekurs, wie eine Karte entsteht, was man aus einer Karte ablesen kann und wie man diese im Zusammenhang mit einem Kompass auch richtig einsetzen kann. Vom Einnorden der Karten bis hin zu Längenbestimmungen und zum Ermitteln von Richtungsangaben für eine Wanderroute lernten die Kinder anhand von Beispielen in Theorie und Praxis. Danach wurde die Satellitenmesstechnik sowie ihre Funktionsweise und ihre Anwendungsgebiete vorgestellt. „Ohne die Vermessung mit Satelliten geht heutzutage in der Navigation und bei allen Anwendungen mit Raumbezug nichts mehr“, erklärte Rainer Schiefermeyer.
Schüler der achten Klasse der PAGS Külsheim wanderten mit ihrem Lehrer von Külsheim zum Stahlberg, um dort unter Anleitung von Mitarbeitenden des Vermessungs- und Flurneuordnungsamtes verschiedenen Möglichkeiten der Höhenbestimmung kennenzulernen.
Nach einer kurzen Einführung in die mathematischen Grundlagen erklärte die Ausbilderin Heike Schwarz den Ablauf der Messungen, bei denen an drei Stationen verschiedene Höhen am Turm bestimmt werden sollten.
Beim Besteigen des Turms zählten die Schülerinnen und Schüler die Stufen und ermittelten an verschiedenen Stellen die Stufenhöhe. Daraus berechneten sie die Höhe vom Boden bis zur Aussichtsplattform und überprüften mit Unterstützung des Auszubildenen Alexander Vorobev das Ergebnis durch eine Messung mit dem Messband.
An der zweiten Station wurden mit dem Tachymeter Winkel und Strecken gemessen, um damit auch die Höhe bis zur Turmspitze berechnen zu können.
Mit dem Nivelliergerät wurde an der dritten Station über einen Festpunkt in unmittelbarer Nähe die Höhe über dem Meeresspiegel (ü. NN.) an den Fuß des Turms übertragen und mit den Ergebnissen der vorherigen Messungen auch die Höhe ü. NN. der Aussichtsplattform und der Turmspitze ermittelt.
Anschließend erläuterte der Ausbilder des Fachbereichs Vermessung, Dirk Nied, die Grundlagen der Satellitenmesstechnik und zeigte den Schülerinnen und Schülern, wie mit Antenne und elektronischem Feldbuch der eigene Standpunkt mit Zentimeter-Genauigkeit ermittelt werden kann.
Die Klassenstufe neun des Matthias-Grünewald-Gymnasium Tauberbischofsheim setzte ihre theoretischen mathematischen Kenntnisse über Trigonometrie und Flächenberechnung praktisch um.
Im Vorfeld hatten die Fachlehrkräfte die Schülerinnen und Schüler auf das Projekt vorbereitet, bei dem der Kosinussatz zur Anwendung kommt, um Strecken und Winkel im Dreieck zu berechnen.
„Eine Besonderheit hierbei ist das in der Geodäsie verwendete Winkelsystem. Im Gegensatz zu dem üblichen 360-Grad-System wurde hier 1937 ein 400-Gon-System eingeführt. Dieses System wird in den meisten geodätischen Messinstrumenten verwendet und hat den Vorteil, dass die Winkel stets mit einfachen Dezimalzahlen beschrieben werden können“, erklärte die Vermessungstechnikerin Patricia Trabold, die das Projekt leitete.
Auf dem Gelände hinter der Sporthalle wurde eine Fläche mit 16 Vermessungspunkten gekennzeichnet. Aufgabe war es, die Größe dieser Fläche zu bestimmen.
Dafür wurden die Schülerinnen und Schüler in kleine Gruppen eingeteilt. Sie hatten so die Möglichkeit, mit Hilfe von Vermessungstechnikern und Auszubildenden des Amtes eigene Messungen an modernen Messgeräten vorzunehmen und die dabei ermittelten Winkel und Strecken für die spätere Berechnung zu protokollieren.
Alle beteiligten Schülerinnen und Schüler erhielten kleine Geschenke und Informationsmaterial über das Berufsfeld Geodäsie sowie über die Möglichkeiten von Praktika und Ausbildungsstellen beim Landratsamt.