Wie spannend das trockene Unterrichtsfach Trigonometrie in der Praxis sein kann, durften zwei achte Klassen der Maximilian-Kolbe-Schule in Rottweil-Hausen erleben. Ein Team des Flurneuordnungs- und Vermessungsamts des Landratsamts Rottweil war kürzlich vor Ort und weckte großes Interesse für einen außergewöhnlichen Beruf.
An der „Aktionswoche Geodäsie“ beteiligen sich jedes Jahr landesweit viele Vermessungsämter, um das Arbeitsfeld der „Geodäten“ – das sind Vermessungstechniker und -ingenieure – in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Denn Geodaten werden heute von allen Menschen in vielfältigen Anwendungen selbstverständlich genutzt, beispielsweise für die Positionsbestimmung beim Wandern und Radfahren mit dem Smartphone oder im Autonavigationssystem. Den wenigsten ist dabei bekannt, was hinter den Daten steckt und woher sie kommen.
Die Rottweiler Vermesserinnen und Vermesser hatten sich ein abwechslungsreiches Programm einfallen lassen, um für den Berufsnachwuchs an der Maximilian-Kolbe-Schule zu werben. An der ersten von drei Stationen galt es für die Jugendlichen, eine Streckenlänge zwischen zwei Punkten zu bestimmen. Schnell wurde klar, dass Schätzen oder Abschreiten keine verlässlichen Methoden für diese Aufgabe sind; einzig das Maßband lieferte brauchbare Werte.
An der zweiten Station wurden mittels eines sogenannten Tachymeters die Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks gemessen. So erwachte der abstrakte Satz des Pythagoras zum Leben, und der Flächeninhalt wurde für alle ersichtlich, ja fast „ergreifbar“. An dieser Station wurde die Brücke zwischen dem trockenen Schulstoff der Trigonometrie und der praktischen Anwendung im Vermessungswesen geschlagen. Dabei wurde schnell deutlich, dass es sich beim Tachymeter nicht etwa um ein Geschwindigkeitsmessgerät handelt, sondern um ein modernes Vermessungsinstrument zur Messung von Richtungen und Strecken.
An der dritten Station waren die Jugendlichen verblüfft, wie genau ein Geocaching mit hochgenauen geodätischen Geräten sein kann. Zuvor abgesteckte Punkte können zentimetergenau wiedergefunden werden. Kein Wunder, denn diese Zweifrequenz-Empfänger, die mehrere Satellitensysteme wie GPS, Galileo und Glonass nutzen, werden in Verbindung mit robusten Tablets im täglichen Einsatz von den Vermessern zur genauen Bestimmung von Grenzpunkten verwendet.
Neben den praktischen Übungen gab es auch Informationen über die Berufsausbildung zum Vermessungstechniker, zu den Studiengängen und den anschließenden Beschäftigungsmöglichkeiten – für die 53 Achtklässler von besonderem Interesse, denn sie kommen im Rahmen der Berufsorientierung (BORS) im Herbst erstmalig mit der Berufswelt in Berührung.