Vom 15. bis 23. Juli fand bereits die fünfte Aktionswoche Geodäsie in Baden-Württemberg statt. Hierzu hat auch die Flurneuordnungsdienststelle des Alb-Donau-Kreises alle Interessierten zum Reinschnuppern und Mitmachen an den Groggensee in Ehingen eingeladen. Gefolgt sind der Einladung insgesamt 8 Klassen mit 200 Schülerinnen und Schülern, um an verschiedenen Stationen den Berufsalltag von Vermesserinnen und Vermessern kennen zu lernen, dabei spielerisch Neues zu lernen und gleichzeitig Schulmathematik endlich mal in der Praxis anzuwenden.
Los ging es mit einem Klassenfoto aus der Luft. Denn heut zu Tage darf eine Drohne nicht mehr fehlen! Aber wofür braucht man denn eine Drohne in der Geodäsie? Die Vermessung aus der Luft mit Hilfe einer Drohne birgt interessante Anwendungsmöglichkeiten z.B. bei der Aufnahme und Vermessung von Straßen und Bahnlinien, bei der Volumenberechnung von Deponien und Erdmieten oder bei der Kartierung von landwirtschaftlichen Flächen. In Flurneuordnungsverfahren kann mit Hilfe von Drohnenbildern zum Beispiel vor der Aufstellung des Wege- und Gewässerplans der Ist-Zustand dokumentiert werden, wodurch eine ideale Planungsgrundlage geschaffen wird. Vor allem schwer zugängliche Gebiete können dadurch einfach erfasst werden. Nach dem Drohnenfoto ging es für die Schülerinnen und Schüler zu drei verschiedenen Stationen.
Station 1: Schatzsuche mit Hilfe aus dem All?
Bei einer Schatzsuche, besser bekannt unter dem Begriff Geocaching, entdeckten die Schüler den Nutzen von Koordinaten und die Bedeutung des globalen Navigationssystems (GNSS). Dass mit Google ein aktueller Standort versendet werden kann, ist bekannt. Aber woher weiß Google wo ich stehe und wie berechnet Google die Route zum Ziel? Das waren zu klärende Fragen. Hierzu ist es erstmal wichtig zu wissen, welche Koordinaten der Zielpunkt hat. Um die Zielkoordinaten zu erhalten mussten von den Geocachern knifflige Rätsel gelöst und QR-Codes gefunden werden. Mit den Koordinaten konnten sich die Schülerinnen und Schüler mit Navigationssystemen auf die Zielsuche begeben. Und ob das Ziel nun eine mit Gummibärchen gefüllte Schatztruhe oder ein Grenzpunkt ist, spielt kaum eine Rolle. Die Technik ist gleich.
Station 2: Wie hoch ist denn der Löwe?
Schätzen, Messen, Rechnen und herausfinden, wie hoch die Löwenstatue am Groggensee ist, war die zweite Aktion, um den Schülern die Geodäsie näher zu bringen. Was war denn nochmal der Strahlensatz? Und wofür wird dieser überhaupt benötigt? Die erste Möglichkeit die Höhen zu bestimmen ist eine Schätzung. Dass diese Methodik doch recht ungenau sein kann, zeigten Ergebnisse zwischen 2 und 35 Metern. Genauere Ergebnisse liefern Meterstab und Strahlensatz. Bei dieser Methode konnten die Schüler ihr mathematisches Wissen an einem praxisnahen Beispiel anwenden und erzielten mit 5 und 7 Metern schon exaktere Resultate. Im nächsten Schritt wurde der Löwe dann mit einem Tachymeter ganz genau vermessen. Er ist übrigens 5,5 Meter hoch.
Station 3: Wie geht das denn? Von der Bodenprobe zum geographischen Informationssystem
Hier durften die Jugendlichen mit anpacken. Denn für die Wertermittlung in der Flurneuordnung müssen zunächst mittels einem Bohrstock Bodenproben gezogen werden. Da darf natürlich eine Challenge nicht fehlen. In Zweier-Teams gingen die Schülerinnen und Schüler auf der Wiese am Groggensee auf die Suche nach der schönsten Bodenprobe. Neben der Tiefe des Bohrstocks muss man auch auf mögliche Nassstellen oder Auffüllungen achten. Die Schülerinnen und Schüler lernten, dass zu allen Bodenproben während der Wertermittlung auch Koordinaten erfasst werden. Mit Hilfe von Koordinaten erhalten Bodenproben sowie allerlei andere Daten im Alltag einen Raumbezug und können in geographischen Informationssystemen erfasst und weiterverarbeitet werden. Diese Systeme sind Grundlage moderner Planung und Neugestaltung.
Neben den Mitmachstationen gab es auch einen Informationsstand, um interessierte Bürgerinnen und Bürgern über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zu informieren.
Nach drei Tagen Aktionswoche Geodäsie mit interessierten Jugendlichen, vielen Fragen, erstaunten Gesichtern und sehr engagierten Mitarbeitenden, freuen wir uns auf die Aktionswoche im Jahr 2022. Auch dann wird es wieder unser Ziel sein auf die Tätigkeitsgebiete der Geodäten aufmerksam zu machen und unseren vielseitigen und facettenreichen Beruf einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen.
Bericht: Perrine Mohr und Jonas Stadler
Bilder: © Norbert Baumgartner, Jonas Stadler